Sportplatz Dietenheim (Illerstadion)
Illertisser Straße 47
Dietenheim war die Heimat des FC Auwald,
des (bislang) schlechtesten Fußballvereins Deutschlands. Als höchste
Niederlage wird von einem 0:33 berichtet. Die Mannschft belegte in der C-Klasse
Donau zwölf Jahre lang den letzten Platz; absteigen konnte sie nicht,
denn es war die niedrigste Liga. Der FC Auwald stellte 1974 den Spielbetrieb
ein.
In der 78. Minute
schwante dem Trainer des FC Auwald Unheil: "Jetzt können wir kaum noch
gewinnen", sprach er - was angesichts eines Rückstandes von 28 Toren
hellsichtig formuliert war. Am Ende hatten seine Kicker 33 Treffer gegen
den FC Unterkirchberg kassiert und keinen einzigen erzielt. Eigentlich gelang
der Mannschaft höchst selten ein Tor. Dafür bekam sie von den Gegnern
regelmäßig die Bude mit 20 oder 30 Gegentreffern derart vollgehauen,
dass die Frau des Trainers mit dem Taschenmesser Kerben in die Bank schnitzte,
um nicht den Überblick zu verlieren. Der FC Auwald war in den 60er
und frühen 70er Jahren die schlechteste Fußballelf Deutschlands
und machte gerade damit ihren Heimatort Dietenheim an der Iller republikweit
bekannt. Präsentierten sich die Auwald-Kicker in den ersten Jahren nach
der Tründung noch als ernsthafter Gegner - der Klub war 1962 aus der
Betriebsmannschaft eines Dietenheimer Gipswerkes entstanden - so spürten
die späteren Spielergenerationen, dass die Leute gerne Verleirer sehen
wollten. Der FC Auwald spielte grottenschlecht, kassierte mitunter über
200 Gegentore in einer Spielzeit, aber die Zuschauer kamen in Scharen.
Weil der Verein
mittlerweile zur Legende geworden ist, erinnert der Neu-Ulmer Künstler
Reiner Schlecker mit einer Bilderausstellung in der Sparkasse Dietenheim
an die Glanzzeit der glanzlosen Truppe.
Dass die Dietenheimer
Spieler in der niedrigsten Liga, der C-Klasse Donau, den letzten Platz in
Erbpacht belegten, hatte wohl viele Gründe. Die Spieler ließen
es - gelinde gesagt - ein wenig an der Disziplin fehlen. Oft musste der Trainer
froh sein, überhaupt elf Leute auf den Platz schicken zu können.
"Immer fehlen welche, wenn das Spiel beginnt. Einer muss plötzlich sein
Auto reparieren, der andere geht mit der Freundin aus", erzählte die
zweite Vorsitzende damals einem Reporter. Der wenig beneidenswerte Trainer
hatte immer mehrere Paare Fussballschuhe zum Spiel dabei um schnell einen
der Zuschauer aktivieren zu können.
Gern wurde vor
dem Spiel und in der Pause das eine oder andere Bier getrunken. Manchem Spieler
fehlten bei einem Kampfgewicht von über zwei Zentnern sowohl Feinmotorik
als auch Ausdauer. Der beste Spieler lief zu einem gegnerischen Verein über
- für 30 Mark Handgeld und eine Schweinehälfte. Der Torwart (genannt
"flotter Hotte") musste mit einem besonderen Handicap kämpfen: Er hatte
als kleiner Bub unter Kinderlähmung gelitten und zog manchmal das rechte
Bein nach. Das wäre aber noch kein Grund gewesen, stets in die falsche
Ecke zu hechten, wenn der Ball heranflog.
1970 wurde die
Bild-Zeitung auf die schwäbische Gurkentruppe aufmerksam und lud sie
ein zum "Treffen von Deutschlands größten Fußballblindgängern".
Die "Auwälder" empfingen im Januar 1971 einen "ebenbürtigen" Gegner
an einem nasskalten Januartag im mit 2.000 Zuschauern ausverkauften Illerstadion,
den Hamburger Club FC Pinguin Finkenwerder. Die umliegenden Vereine hatten
ihre Ligaspiele eigens auf den Samstag vorverlegt, da alle bei dem Spektakel
auf schwerem Geläuf dabei sein wollten.Die anreisegeschlauchten Hanseaten
gingen mit 14:1 unter, welche auf der langen Fahrt nach Süden reichlich
getankt hatten. Nach Augenzeugenberichten sollen sie teilweise betrunken
aus dem Bus gefallen sein. Das Rückspiel am 20.03.1971 wurde im Hamburger
Volksparkstadion vor der Bundesliga-Partie zwischen dem HSV und Rot-Weiss
Oberhausen ausgetragen. Uwe Seeler und Willi Schulz fungierten bei diesem
Spiel als Linienrichter. Laut Heimatchronik der Dietenheimer gingen die Auwälder
mit fliegenden Fahnen unter. Schlecker beteuert hingegen, ihm habe ein Spieler
berichtet, man habe 7:0 gesiegt.
Wie auch immer,
Deutschland lachte über die Männer aus dem Auwald, Dietenheim hatte
für kurze Zeit einen Platz auf der nationalen Fußball-Landkarte.
Diese beiden Spiele läuteten nach Jahren des mit frohen Mutes ertragenen
Misserfolger das Ende des FC Auwald ein. Mit den Einnahmen aus den "Endspielen"
brannte die Kassiererin durch und nahm auch gleich noch den Mittelstürmer
mit. 1974 stand der Klub ohne Geld und Spielstätte da, nachdem die Stadt
das Nutzungsrecht für den Acker bei der Reithalle zurückgezogen
hatte. Der Verein stellte daraufhin nach zwölf niederlagenreichen Jahren
den Spielbetrieb ein und löste sich auf.
Quelle:
Augsburger Allgemeine
Aichacher Nachrichten
11Freunde, Heft 52
Wikipedia
Ausstellung: Elf Flaschen müsst ihr sein
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