Stadien und Non-League Grounds in Nordbaden
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Stadion an der Telegraphenkaserne, Karlsruher FV    
Hier spielte der deutsche Meister von 1910, der Karlsruher FV. In diesem Stadion gewann die deutsche Nationalmannschaft zum allerersten Mal, und zwar 1909 mit 1:0 gegen die Schweiz.

Bilder vom Oktober 2005 sind nach dem Text zu sehen...


Für den Karlsruher FV wird es ab der Saison 2004/2005 keinen Spielbetrieb mehr geben. Nach dem der vor der Insolvenz stehende Altmeister in der vergangenen Woche die zweite Mannschaft aus der Karlsruher Kreisklasse C bereits zurückgezogen hat, wird die erste Mannschaft jetzt von "Amtswegen" aus der Kreisklasse B genommen. Die vom Badischen Fußballverband gestellten Auflagen konnte der Verein nur zum Teil bis zum festgesetzten Termin erfüllen.

In finanzieller Hinsicht ist der Karlsruher FV den Verbandsvorgaben jedoch nicht nachgekommen, wobei sich in dieser Beziehung die Situation sogar noch verschlechtert hat. Der Badische Sportbund teilte dem Verein mit, dass wegen rückständigem Beitrag kein Versicherungsschutz mehr gegeben ist. Die vom KFV eingesetzten Akteure hätten danach keinen Unfall-Versicherungsschutz und der Verein selbst keinen Haftpflichtversicherungsschutz.

"Bei all den Begebenheiten blieb uns keine andere Wahl, als diesen nicht leichten Schritt zu vollziehen", ist sich Karlsruhes Fußball- Kreisvorsitzender Wilmut Klein schon bewusst, dass damit ein erhebliches Stück Fußballgeschichte in der Fächerstadt ein unrühmliches Ende nimmt. "Allerdings", so Klein, "hat die ganze Misere nicht der Verband oder der Kreis verursacht, sondern entscheidend ist die jahrelange Vereins-Misswirtschaft die letztendlich zur bevorstehenden Insolvenz führte". Alleine Tradition kann für einen geregelten Spielbetrieb, auch gegenüber den anderen mehr als 100 Vereinen des Fußballkreises Karlsruhe, nicht entscheidend sein.


Der Karlsruher Fußballverein wurde im Jahr 1891 gegründet und zählte somit zu den ältesten Fussballvereinen in Deutschland. Die erfolgreiche Zeit des Vereins liegt lange zurück. Vor dem ersten Weltkrieg gehörte der Karlsruher FV zu den erfolgreichsten Fußballvereinen in Deutschland. Neben zahlreichen regionalen Meisterschaften war die Krönung die Deutsche Meisterschaft 1910 durch ein 1:0 in der Verlängerung im Finale gegen Holstein Kiel. 1905 und 1912 wurde man Deutscher Vizemeister. Außerdem war man 1901 (u.a. mit einem 9:0 über Kickers Stuttgart), 1902, 1903 (diesesmal u.a. mit einem 7:0 über Kickers Stuttgart), 1904, 1905, 1910 (mit 80:12 Toren und 27:5 Punkten), 1911 (mit 89:17 Toren und 33:3 Punkten) und 1912 (mit 92:19 und 35:5 Punkten) Süddeutscher Meister. Der Verein besaß bereits 1910 Massageräume und in den 20er Jahren ein Ermüdungsbecken, Einrichtungen von denen selbst bei Gründung der Fußballbundesliga rund 50 Jahre später noch einige Profivereine nur träumen konnten. An die sportlichen Erfolge konnte der Verein nie mehr anknüpfen und spielte zuletzt in der Kreisliga. Nach dem o.g. Spielausschluss wurde der Verein aufgelöst von der Fußball-Landkarte Deutschlands verschwunden.

An bekannten Persönlichkeiten gingen aus dem Karlsruher FV Walther Bensemann - einem Mitbegründer des Deutschen-Fussball-Bundes und der Zeitschrift "Kicker", Friedrich Wilhelm Nohe - Präsident des Deutschen Fussball-Bundes, Dr. Ivo Schricker als FIFA Generalsekretär, sowie den Nationalspieler Fritz Förderer, Gottfried Fuchs und Julius Hirsch, hervor.

Das berühmte Innentrio der Altmeister-Mannschaft des Karlsruher FV:

Fritz Förderer:
Wer von den Alten im Fußballsport erinnert sich nicht mit Freude an den "Förderer Fridder“ aus der Deutschmeisterelf des KFV aus dem Jahre 1910, der seine Zauberkünste mit und ohne Ball produzierte und mit FritzTscherter zusammen einen glänzenden rechten Flügel bildete? Er war Dribbelkönig und Schusskanone zugleich. Mit seinen Mannschaftskameraden Gottfried Fuchs und “Juller“ Hirsch stellte er auch damals das beste Länderspiel-Innentrio. In elf Länderspielen zeigte er sein Können und mit 10 Toren seine enorme Schusskraft. Fritz Förderer starb am 06.12.1952.

Gottfried Fuchs:
Sechsmal stand Gottfried Fuchs zwischen 1911 und 1913 in der deutschen Nationalmannschaft. Der Torjäger des Karlsruher FV landete 1912 bei den Olympischen Spielen in Stockholm seinen großen, bis heute im deutschen Fußball einmaligen Coup: er schoss beim 16:0 gegen Russland allein 12 (!!!) Tore (und wird somit noch heute in fast allen Rekord-und Geschichtsbüchern des deutschen Fussball zu finden sein). Während des Hitler-Regimes wurde es ruhig um Gottfried Fuchs. Sein Name verschwand aus allen Geschichtsbüchern. Für die damaligen Machthaber existierte der Fußballer Fuchs nicht mehr. Er war Jude. Fuchs emigrierte nach Kanada. Er rettete damit vermutlich sein Leben. Im Februar 1972 verstarb der 82 jährigen Gottfried Fuchs in Kanada.

Julius Hirsch:
Der 7 malige Nationalspieler vor dem ersten Weltkrieg, bildete zusammen mit Fritz Förderer und Gottfried Fuchs den besten Innensturm- auch in
der Nationalmannschaft. Er gehörte der deutschen Meistermannschaft des KFV von 1910 an und wurde im Jahre 1912 mit dem KFV deutscher Vizemeister. Ihm selbst ging es wie Gottfried Fuchs, auch er war Jude. Nur Hirsch konnte sich nicht ins Ausland absetzen. Julius Hirsch wurde am 1. März nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Mit Datum vom 9. Mai1945 (Kriegsende) wurde Julius Hirsch für tot erklärt. Mit ihm wurde von den Nationalsozialisten ein Mann ermordet, der ein Stück Karlsruher und deutscher Fußballgeschichte geschrieben hatte

Als ältester reiner Fußballverein in Süddeutschland und einer der ältesten in Deutschland, schrieb der KFV nicht nur Karlsruher, sondern durch seine sportlichen Leistungen auch Deutsche Fußballgeschichte. Nachdem man jedoch in den 90er Jahren weit über die normalen Verhältnisse lebte, bedingt durch die finanzielle Misswirtschaft einiger in deren Ämtern Verantwortlichen, begann der sportliche und finanzielle Abstieg des KFV, der in der zuerst in der Kreisliga und letzlich in der Auflösung endete. DieFührungsriege des KFV hatte sich total verändert und die neuen Verantwortlichen waren darauf aus, den Verein finanziell und sportlich zu sanieren. In der Spielzeit 2003/04 war der KFV mit 3 aktiven Mannschaften im Spielbetrieb des Fussballkreises Karlsruhe vertreten und auch im Jugendfussball hat man wieder alle Altersklassen von den Bambinis im Vorschulalter bis
hinauf zu den A-Junioren besetzt. Dies bedeutete für den Verein natürlich auch wieder finanzielle Anstrengungen, denn die neuen Mannschaften
müssen allesamt mit Trikots, Bällen und Trainingsgeräten ausgestattet werden. Hierzu benötigte der KFV die Unterstützung von allen Seiten, um
so langsam wieder annähernd diesen Stellenwert zu bekommen,den er früher einmal besaß. Der neue Vorstand
des KFV hatte sich zum Ziel gesetzt, den Ruf vergangener Zeiten wieder herzustellen.

Durch Entzug des Spielberechtigung und die anschließende verbundene Vereinsauflösung ist nun definitiv ist nun ein großes Stück Deutsche Fussballgeschichte und Fussball-Kultur gestorben.

Bilder vom Oktober 2005:

Stadion an der Telegraphenkaserne, Karlsruher FV
           
    
            
      
            
            

 
 
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