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Bilder aus dem Jahr 2004: |
Das Stadion auf der Grünen Au in Hof ist kein Stadion aus
einem Guss. Die Bebauung rund um den 90x120 Meter großen Rasen wurde
im Laufe der Jahre nach Bedarf erweitert und spiegelt somit den hart erarbeiteten
Aufstieg des Vereins FC Bayern Hof wider.
Der Stolz der Grünen Au ist die 1949 errichtete Holztribüne (hier
von der Ehrentribüne aufgenommen). Das Schicksal der meisten Holztribünen
in Deutschland blieb ihr erspart: Ein Abriss ist nicht geplant.
Der Grundstein für das heute 20 000 Zuschauer fassende Stadion wurde
im Jahr 1913 gelegt. Der rapide Mitgliederzuwachs des damaligen FC Britannia
Hof legte es nahe, ein vereinseigenes Spiel- und Trainingsgelände anzuschaffen.
Am 2. Februar wurde daher ein etwa 8000 Quadratmeter großes Areal auf
der Grünen Au gepachtet. Die teilweise aus Wiesen, teilweise aus Feldern
bestehende Fläche wurde von den Vereinsmitgliedern mit Schaufel und
Walze zu einem Fußballgelände umgestaltet. In der zweiten Hälfte
des Ersten Weltkriegs wurde diese Aktion zeitweise rückgängig gemacht.
Wegen akuter Lebensmittelknappheit wurde jedes mögliche Fleckchen Erde
als Anbaufläche genutzt: auch die Grüne Au.
Der Publikumsandrang war so groß, dass im Februar 1914 eine Barriere
um das Spielfeld angelegt werden musste. Die Anschaffung, mit der der Spielbetrieb
ungestört verlaufen sollte, wurde von der Brauerei Scherdel unterstützt.
Selbst finanzieren mussten die Sportler hingegen eine Unterbringungsmöglichkeit.
Da an einen Neubau nicht zu denken war, wurde die Spielhütte der Freien
Turnerschaft gebraucht gekauft, die abgebrochen und auf der Grünen Au
wieder aufgebaut wurde.
Der Aufstieg in die erste Liga im Jahr 1927 ließ nicht nur die Zuschauerzahlen
stetig anwachsen. Der FC Bayern Hof wuchs auch in seiner Mitgliederzahl immer
weiter an. So musste von der Stadt ein an das bisherige Spielgelände
angrenzendes Stück Land hinzugepachtet werden. Am 3. Mai 1930 schließlich
kaufte der Verein ein 32790 Quadratmeter großes Grundstück, das
das bisher gepachtete Land mit einschloss.
Die Zuschauereinnahmen machten nicht nur eine Vergrößerung, sondern
auch eine Verbesserung der Sportanlage, z.B. mit Drainagerohren, möglich.
Neben größeren Umkleideräumen legte der FC Bayern eine Stehtribüne
an. Diese Investitionen reichten bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges
aus, in dem der Spielbetrieb nur noch eingeschränkt fortgesetzt werden
konnte.
Nach dem Krieg änderte sich die Situation jedoch schlagartig. Der vorhandene
Platz auf der Grünen Au reichte kaum aus. Die Stadt Hof, direkt an der
Grenze zur Ostzone und zur Tschechoslowakei gelegen, war Auffangstation für
Tausende von Heimatvertriebenen und Ostflüchtlingen. Fußball war
oft die einzige Ablenkung vom Alltag im Durchgangslager.
Um den Zuschauern anständige Rahmenbedingungen während der Sportveranstaltungen
zu bieten, schlug der damalige Vorsitzende Heinz Langscheidt vor, am Nordrand
des Spielfeldes eine Sitzplatztribüne zu errichten. Auf der Mitgliederversammlung
im Oktober 1948 setzte er sich gegen Zauderer und Pessimisten durch, die
fürchteten, dass sich der Verein mit den Kosten von 60 000 Mark übernehmen
könnte.
Die Südtribüne sollte eigentlich das Umkleidehaus ersetzen. Nach
dem Abstieg aus der 2. Bundesliga wurde der Bau aber nicht fortgesetzt.
Den ganzen Winter über wurde an der 72 Meter langen und 6,5 Meter hohen
Holztribüne mit ihren 1335 Sitzplätzen gebaut. Mit einem Freundschaftsspiel
gegen den FSV Mainz 05 wurde die Tribüne am Karfreitag dem 14. April
1949 eingeweiht. Noch 50 Jahre nach diesem Termin lobte Armin Möbius,
der langjährige Spielausschussvorsitzende des FC Bayern Hof, die Weitsicht
von Langscheidt. „Die Holztribüne hat sich bis heute im Hinblick auf
die jährlich verkauften Dauerkarten und Einzelbillets mehr als 100-fach
bezahlt gemacht.“ Als der FC Bayern Hof in den Jahren 1959 bis 1963 in der
Oberliga spielte und sich in den 60-er und 70-er Jahren mehrmals auf dem
Sprung in die Bundesliga befand, war die Holztribüne ständig ausverkauft.
Doch schon kurz nach 1949 reichte dder Bau der Holztribüne kaum aus.
Nachdem der Hofer Stadtrat schon im Spätsommer 1954 über einen
Kostenzuschuss zu einem auf 150 000 Mark veranschlagten Ausbau beraten hatte,
konnte der Vorstand des FC Bayern nach längerem Hin und Her am 9. Mai
1955 endlich grünes Licht für den ersten Spatenstich geben. Das
Fassungsvermögen des Platzes wurde auf 12 000 erhöht und das Spielfeld
wurde von Unebenheiten befreit und drainagiert. Das war auch dringend notwendig.
Auf der Stuttgarter Schiedsrichtertagung 1954 war die Grüne Au als „der
schlechteste Kartoffelacker der II. Liga“ gebrandmarkt worden.
Auch um das Spielfeld herum waren Professionalisierungen nötig. Ende
der 50-er Jahre wurden an den Eingängen zum Stadion Kassenhäuschen
gebaut, deren Errichtung auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung
am 4. Juni 1959 nachträglich gebilligt wurden. Die Vereinsversammlung
war einberufen worden, da der FC Bayern Hof den Aufstieg in die höchste
Spielklasse, die Oberliga Süddeutschland, geschafft hatte. Um die zu
erwartenden Zuschauermassen bewältigen zu können, wurde beschlossen,
die Stehränge von sechs auf elf Stufen zu erhöhen.
Wichtigstes Vorhaben aber war der Neubau eines Umkleide- und Verwaltungshauses
an der Südseite des Fußballfeldes, das den Ehrengästen Sitzplätze
auf einem Balkon bieten sollte. Da die Baumaßnahmen, die sich letztendlich
auf 160 000 Mark beliefen, nicht aus Eigenmitteln des Vereins bezahlt werden
konnten, biligte die Mitgliederversammlung einstimmig die Aufnahme eines
Darlehens in Höhe von 100 000 Mark. Das Klubhaus wurde offiziell am
24. Oktober eingeweiht.
Zwanzig Jahre später hätten die Tage dieses Gebäudes eigentlich
schon wieder gezählt sein sollen. Zwei erfolgreiche Jahrzehnte in der
Ober- und der Regionalliga Süddeutschland verschafften dem FC Bayern
Hof eine große Anhängerschar. Als der Verein zwischen 1967 und
1972 dreimal an der Aufstiegsrunde zur Bundesliga teilnahm, mussten auf der
Grünen Au provisorisch Stahlrohrkonstruktionen montiert werden, um zusätzlichen
Platz für die Zuschauer zu schaffen. Im Vereinspräsidium reifte
deshalb der Plan heran, das Umkleidehaus durch eine moderne Sitzplatztribüne
entlang der Südseite des Spielfeldes zu ersetzen.
Der Schuldenstand des Vereins und der Abstieg aus der 2. Bundesliga im Jahr
1978 machten dem Verein aber einen Strich durch die Rechnung. Noch vor dem
Abriss des Umkleidehauses mussten die Arbeiten an der Südtribüne
abgebrochen werden. Das fertig gestellte Drittel des Neubaus war zwar als
Sitzplatztribüne benutzbar und dient im Inneren bis heute als Austragungsort
der Pressekonferenzen - der Raum wird wegen der Deckenschräge im Volksmund
Kerng (Kirche) genannt.
Der Bau blieb aber wegen der fehlenden Dachkonstruktion mehr als 20 Jahre
ein Torso. Erst im Jahr 1999 konnte die Südtribüne mit finanzieller
Unterstützung des Malerbetriebes Saalfrank fertig gestellt werden. Eingeweiht
wurde die überdachte Südtribüne am 16. Oktober während
eines Heimspiels gegen die Amateure des 1. FC Nürnberg.
Das Jahr 1978 brachte aber nicht nur eine Verzögerung der Bauarbeiten
an der Südtribüne mit sich. Der Abschied vom bezahlten Fußball
und die sich auftürmenden Schulden zwangen den FC Bayern Hof dazu, sich
vom Stadion Grüne Au zu trennen. Nach dreieinhalb Jahre währenden
Verhandlungen beschloss der Hofer Stadtrat am 27. Juli 1980, das Stadion
vom Verein zu übernehmen. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung
des FC Bayern Hof stimmte dem Verkauf am 28. August zu.
Die Übertragung des Stadions an die Stadt bedeutete für den FC
Bayern Hof eine enorme finanzielle Entlastung. Einerseits entfallen die Unterhaltskosten,
die sich zuletzt in der Größenordnung von jährlich 200 000
Mark bewegt haben. Auf der anderen Seite trugen die Kaufraten die die Stadt
vertragsgemäß bis in den Dezember 1988 überwies, erheblich
zum Schuldenabbau des Vereins bei. Der FC Bayern Hof ist nun zwar nicht mehr
Herr auf seinem angetrauten Vereinsgelände. Der Überlassungs- und
Nutzungsvertrag von 1980 trägt jedoch dafür Gewähr, dass der
FC Bayern Hof weiterhin seine Heimspiele im Stadion Grüne Au austragen
und das dazu gehörige Trainingsgelände nutzen kann.
Allerdings haben die exklusiven Nutzungsrechte des FC Bayern Hof ihre Schattenseiten.
Da die Grüne Au von der Stadt Hof nur eingeschränkt anderen Vereinen
zur Verfügung gestellt oder für den Schulsport genutzt werden kann,
finden größere Investitionen der öffentlichen Hand in das
Fußballstadion nur selten statt. Größere Geldsummen, etwa
für die Anschaffung einer Flutlichtanlage, sind aus Sicht der Stadt,
die nicht nur für einen Verein Verantwortung trägt, eher auf den
anderen Sportgeländen in Hof sinnvoll angelegt, die von verschiedenen
Klubs und für unterschiedlichste Sportarten genutzt werden können.
Dennoch haben in den Sommermonaten des Jahres 2002 Bauarbeiten auf der Grünen
Au stattgefunden. Die Träger- und Dachbalken der Holztribüne, die
nach 52 Jahren morsch geworden waren, wurden durch eine Stahlkonstruktion
ersetzt. Somit gibt es an der Nordgeraden des Spielfeldes heute keine reine
Holztribüne mehr. Der einmalige Anblick im Kultstadion Grüne Au
wurde durch die Renovierung aber erhalten.
© FC Bayern Hof - Fanclub Berlin - Lars Vollmar
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